bearbeitet: 09.08.2008     
ergänzt: 20.11.2013     

Wird die deutsche Sprache sterben?

Ein ernster Appell an alle Menschen deutscher Muttersprache

Im Angesicht dreier immer deutlicher hervortretender Säulen der Zerstörung der deutschen Sprache beginnen viele sprach- und kulturbewußte Menschen deutscher Muttersprache in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein verstärkt zu fragen, was zu tun ist, um die deutsche Sprache vor dem Untergang zu retten. Nachfolgend zeige ich diese drei Grundrichtungen der Ruinierung unserer Sprache.

1. Engleutsch (ein bißchen von beidem)

Die Süddeutsche Zeitung zitierte im März 2007 Herrn Hilmar Kopper, den vormaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, mit seiner folgenden brillanten Feststellung:

"... jeder muss im job permanently seine intangible assets mit high risk neu relaunchen und seine skills so posten, dass die benefits alle ratings sprengen, damit der cash-flow stimmt. Wichtig ist corporate-identity, die mit perfect customizing und eye catchern jedes Jahr geupgedatet wird!"

Alles verstanden? Na, ein Glück auch. Mit Verlaub: Das ist kein Deutsch. Das ist ein englischer Text, in den aus Unachtsamkeit ein paar deutsche Vokabeln hineingelangt sind. Und Herr Kopper scheint ein arroganter Angeber zu sein, der von den Deutschen gar nicht verstanden werden will. Zudem ist zu erwarten, daß ein Englisch-Muttersprachler ihn auch nicht verstehen würde. Hier ein Übersetzungsversuch:

"…jeder muß in der Arbeit ständig seine unbegreiflichen Bilanzaktiva mit hohem Wagnis neu wiedereinführen und seine Fähigkeiten so abschicken, daß die Leistungen alle Bewertungen sprengen, damit der Finanzhaushalt stimmt. Wichtig ist gesellschaftliche Persönlichkeit, die mit perfekter Anpassung und Augenmaß jedes Jahr erneuert wird!"

Was hat er gesagt?

Die Menschen deutscher Muttersprache sind mehrheitlich nicht damit einverstanden, daß unsere Sprache auf diese Weise in den Abgrund getrieben wird.

2. Der Staatsfeminismus

Der Schweizer Sprachwissenschaftler Dr. Arthur Brühlmeier entdeckte in einer Verordnung über das Fleischhygienerecht der Schweiz, die gemäß einem Entwurf von Herrn lic. iur. Urs-Peter Müller vom Bundesamt für Veterinärwesen herausgegeben wurde, folgende Bestimmungen, die auch von Kabarettisten und Komikern nicht besser hätten ausgearbeitet werden können:

"1 Der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin oder der beziehungsweise die an seiner beziehungsweise ihrer Stelle eingesetzte Tierarzt beziehungsweise Tierärztin leitet in fachlicher Hinsicht die Tätigkeit der Fleischinspektoren beziehungsweise Fleischinspektorinnen und Fleischkontrolleure beziehungsweise Fleischkontrolleurinnen.

2 Der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin und der leitende Tierarzt beziehungsweise die leitende Tierärztin können auch die Funktion eines Fleischinspektors beziehungsweise einer Fleischinspektorin ausüben, der Kantonstierarzt beziehungsweise die Kantonstierärztin, der leitende Tierarzt beziehungsweise die leitende Tierärztin und der Fleischinspektor beziehungsweise die Fleischinspektorin die eines Fleischkontrolleurs beziehungsweise die einer Fleischkontrolleurin."


In einem normalen Deutsch, das auch die Schweizer sprechen und schreiben, sehen diese Textpassagen so aus:

"1 Der Kantonstierarzt oder der an seiner Stelle eingesetzte Tierarzt leitet in fachlicher Hinsicht die Tätigkeit der Fleischinspektoren und Fleischkontrolleure.

2 Der Kantonstierarzt und der leitende Tierarzt können auch die Funktion eines Fleischinspektors ausüben, der Kantonstierarzt, der leitende Tierarzt und der Fleischinspektor die eines Fleischkontrolleurs."


Mit diesen Formulierungen sind zweifelsfrei auch die Frauen in solchen Dienstellungen berücksichtigt, weil dem normal gebildeten Deutschkundigen die verkrampfte Fehlauffassung fehlt, das grammatische Genus eines Begriffes sei gleichbedeutend mit dem biologischen Geschlecht des Begriffsträgers.

Wie gern würde ich doch Herrn Müller unterstellen dürfen, daß er mit jenem Text eine Provokation abgeliefert hat, um auf diese unhaltbare Misere aufmerksam zu machen. Möge er es mir bestätigen, ich wäre sehr froh darüber, wenn diese oben wiedergegebenen Texte nicht sein Ernst wären.

Um solche von vielen Verfassern selbst bereits erkannten unfaßbaren exzessiven Schriftblasen zu vermeiden, greifen einzelne Schreiber zu Klammer und Schrägstrich. So ist in einer Dissertation wörtlich zu lesen:

"So wird ein(e) Lernende(r) zu eine(r)/(m) LernbegleiterIn und umgekehrt."

Man versuche dieses Gebilde, das eher einer mathematischen Formel als einem niedergeschriebenen Satz gleicht, einmal jemandem vorzulesen. Entweder man scheitert beim Lesen, oder der Zuhörer versteht es nicht, weil ein elementarer sprachlicher Grundsatz beseitigt wurde: Man muß Geschriebenes auch sprechen können.

Mit der unnützen und grammatisch völlig falschen Gleichsetzung des grammatischen Genus einer Kategorie mit dem biologischen Geschlecht des Inhabers der Kategorie wird den Frauen kein Gefallen getan, sichtbar wird aber die Sprache nachhaltig ruiniert. Es ist eine staatlich vorangetriebene Sprachsabotage, die von der Masse der Politiker ohne Hirn und ohne Verstand gefördert und vorangetrieben wird. (Eine Randglosse hierzu)

Es muß nicht gesondert erwähnt werden, daß diese Art der Sprachverhunzung nicht nur in der Schweiz um sich gegriffen hat, sondern auch in den anderen Ländern deutscher Amtssprache. Ein Spitzenfabrikat der Verballhornung der deutschen Sprache aufgrund fehlender Grammatikkenntnisse hat der Senat der Universität Leipzig unter der Führung von Frau Professor Doktor Beate Schücking produziert. Dort werden auf "Beschluß" des Senats ausschließlich grammatisch feminine Bezeichnungen verwendet (Professorin, Dozentin, Doktorin u. a.), für die mit Fußnote erklärt wird, sie gälten auch für Männer. Es ist nicht zu entkräften, wenn die Deutsche Sprachwelt dies einen ganzjährigen Weiberfasching nennt. Schließlich gelten grammatisch feminine Bezeichnungen auch ohne solche Fußnote für Frauen und für Männer, wenn keine maskuline Form vorhanden ist. Gibt es beide Formen, dann müssen bei allgemeiner Nennung nicht beide biologische Geschlechter gesondert aufgezählt werden, weil im Deutschen in diesem Fall der agenuine Plural verwendet werden kann. Die Studenten sind nach wie vor Studentinnen und Studenten. Dies bestreiten zu wollen und auf ständiger Doppelnennung zu beharren ist Sprachfrevel, der von Unwissenheit genährt wird. Oder sind etwa unter Persönlichkeiten (grammatisch feminin, eine maskuline Form gibt es nicht!) keine Männer zu verstehen? Oder müssen wir jetzt besonders erläutern, daß Frauen auch Menschen sind? Der Mensch ist grammatisch maskulin, eine feminine Form existiert nicht. Man kann den Verfechtern solcher Exzesse nur eine einzige Empfehlung geben: Unternehmt endlich stärkere Anstrengungen zum Erlernen der deutschen Sprache!

3. Die sogenannte Rechtschreibreform

Die Rechtschreibreform ist die älteste Instanz der Sprachzerstörung. Ich verfolge und studiere diese sogenannte Reform seit etwa 20 Jahren, also seit der Zeit, da die ersten Ansätze bekannt wurden. In all diesen Jahren habe ich noch kein Detail finden können, das der deutschen Rechtschreibung eine Verbesserung oder einen Vorteil gebracht hätte. Das einzige Ergebnis der Reform: Für die deutsche Sprache wurde im Inland und im Ausland großer irreparabler Schaden angerichtet:

Die gesamte Reform ist aus politischer, kultureller und sprachwissenschaftlicher Sicht ein komplettes Desaster, das einzig den Medienkonzernen dient, die mit ihr gewaltige Profite machen.

Es ist an der Zeit, daß sich die Völker deutscher Muttersprache zur Rettung ihrer nationalen Identität erheben. Für das deutsche Volk ist das Recht dazu im Grundgesetz, Artikel 20, Absatz 4 festgeschrieben.

Geschieht dies nicht, wird die nachfolgend zitierte volksfeindliche Parole des ehemaligen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Günther Oettinger, CDU, dereinst unvermeidliche Realität werden:

"Als Familien- und Freizeitsprache wird die deutsche Sprache wohl erhalten bleiben, im Arbeitsprozeß wird aber in Zukunft englisch gesprochen".

Dann jedoch gibt es auch keine Völker deutscher Muttersprache mehr, sondern eine Konzentration vieler Millionen Menschen, deren Verständigung mit einem Konglomerat aus einem verwahrlosten Deutschrudiment und einem Hackklotzenglisch ohne grammatische Feinstruktur notdürftig gewährleistet ist.

Die Kultur ist dann beendet, nicht nur die Sprachkultur.

Das Problem jedoch ist in Deutschland grundsätzlicher Art: Es ist der allgemeine Regulierungswahn. Alles muß geregelt werden und für alles muß jemand verantwortlich sein, auch für Dinge, die dessen nicht bedürfen, so am Ende auch für die Sprache. So kommt es, daß nichtautorisierte "Erneuerer", die von keinem Volk bestellt wurden, sich berufen fühlen, an der deutschen Sprache herumzubasteln, auch ohne dafür die notwendige Qualifikation zu besitzen. Und hernach betrachten sie selbst die unbrauchbaren Ergebnisse ihres Tuns als Maßstab für alle deutschsprechenden Völker. Diesem Spuk muß man ein Ende setzen, solange unsere Sprache noch am Leben ist.


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Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 20:
[Verfassungsgrundsätze - Widerstandsrecht]


(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

(Hervorhebungen: Pohl)

Quellen:
www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland